SYSTEMS · SYSTÈMES · SYSTEME

Jahresthema 2017

Ein System, bestehend aus miteinander verbundenen Elementen, hat per Definition zu vereinfachen und zu ordnen. Zeitgenössische Kunstschaffende mögen strukturierende Einengung eher nicht — es widerstrebt ihrem kreativen Selbstverständnis, wollen sie doch gerade normierte Geschmacks- und Traditionsgrenzen überwinden. Das derzeitige Ausstellungsgeschehen — so ist zu beobachten — beruht jedoch auf der skandalösen Deregulierung gesellschaftlicher, sozialer und politischer Werte. Hier bei uns und dort weltweit, aber damit auch wieder hier. Keiner und keinem kann dieser moralisch-ethische Verfall gleichgültig sein.

Der menschliche Körper ist ein ausgeklügeltes System (unter und neben vielen anderen Daseinsarten und Daseinsformen). Augen und Ohren öffnen sich den einströmenden Eindrücken, Gehirn und »beseeltes« Herz verarbeiten sie — je nach Individuum mit anderen Prioritäten und nach anderen Prinzipien. Ist einer der Sinne geschwächt oder beschädigt, versucht ein anderes Sinnesorgan einzuspringen und das System zu reparieren. Der ganzheitliche Zusammenhang funktioniert im Regelfall wunderbar reibungslos. Der Mensch traut seinen Augen und Ohren. Er baut Vertrauen in sich und die Umwelt auf. Lebensabläufe und Lebensplanungen werden durch das gezielte Vorgehen bequemer und berechenbarer. Der Mensch meistert sein Leben, wie es umgangssprachlich heißt. Aus der Bahn geworfen, ja fassungslos, gar hilflos, wird er jedoch oft, wenn mächtige Systeme auf ihn einströmen und wirken. Alle Formen staatlicher, wirtschaftlicher, gesellschaftlicher, ideologischer Organisationen sind zwar ebenfalls Menschenwerk, lassen diesen natürlichen Ursprung aber immer weniger erkennen. Es sind komplexe Strukturen, die meisterlich bestimmte Absichten verbergen können, wollen und müssen. Dahinter steckt System, aber welches? Das Ursprungsvertrauen gerät ins Trudeln. Da kein eigenes Organ diesem Schwindelgefühl Einhalt bietet, klammert sich der Mensch an vermeintlich einfache Lösungssysteme und Lösungsvorschläge von außen. Nicht präzise genug ausgedrückt. Er könnte dem Schwindelgefühl zu Leibe rücken und ihm auf den Grund gehen, aber das ist anstrengend. Sehr anstrengend. Systematisch sich ein eigenes Urteil schaffen und bilden, sich wissenschaftliche Lehrsysteme aneignen, puh! Logisch alles aufdröseln, eigene Wert- und Normgefüge erweitern, verändern, manchmal sogar ganz von ihnen ablassen – doppeltes puh und ächz!

Das Jahresthema möchte anhand diverser künstlerischen Ausdrucksformen und Techniken von A wie abfotografiert bis Z wie gezeichnet Anregungen geben. Anregungen zum systematischen und investigativen Be- und Hinterfragen von vorgekauten Geschichten — in welcher Art und Weise diese auch immer daherkommen und sich offenbaren… Das Thema ist ernst, aber gelacht wird gerade und trotzdem.

Verschriftlicht von Sibylle Leibrock

es ändert sich gerade was

Jahresthema 2016

Nachdem wir uns im Jahr 2015 intensiv mit Aspekten des menschlichen Wesens und dem künstlerischen Sein, dem »ICH« auseinandergesetzt haben, soll uns im Jahr 2016 ein neues Thema durch das Jahr geleiten. Die Diskussion unter uns Mitgliedern von EULENGASSE über ein neues Jahresthema wurde im Sommer und Herbst 2015 überlagert durch die gesellschaftlichen und gesellschaftspolitischen Entwicklungen der Flüchtlingskrise. Das Ergebnis dieses Diskussionsprozesses ist in mehreren Sitzungen erarbeitet worden. Wir haben keinen einfachen schlagwortartigen Begriff gefunden. Vielmehr breitet sich ein Feld verschiedener miteinander verwobenen Themen aus. Wir haben dies mit dem Dreiklang »Grenzfall — Territorium – Wandel« gefasst.

Das Jahresthema 2016 mit dem offenen Titel »es ändert sich gerade was« bietet keine direkten Hinweise, es ist kein eindeutiger roter Faden. Vielmehr spiegelt sich darin die wahrgenommene Komplexität der Welt wieder. Das Jahresthema bezieht sich auf die konkrete jetzige Situation, mit der Menschen in dieser Welt, hier bei uns in Frankfurt und überall klarkommen müssen. Unter diesem Jahresthema »es ändert sich gerade was« wollen wir in verschiedenen Ausstellungen und begleitenden Veranstaltungen soziale, wissenschaftliche und geopolitische Fragestellungen verhandeln.

Der öffentliche Raum als Keimzelle, Ausgangspunkt und Aktionsfläche unseres sozialen Verhaltens wird dabei als zentrales Element für die Wahrnehmung unserer Aktivitäten dienen. Der Kunsthistoriker Hanno Rauterberg schreibt über das Bedürfnis, sich im öffentlichen Raum selbst zu erfahren: er beschreibt, in welchem Maße die digitale Welt und das Internet Eingang gefunden haben in die tagtägliche Lebenswelt der Menschen. Und gerade diese Omnipräsenz der digitalen Technik, die überall ihre Sensoren hat und der nichts mehr zu entgehen scheint, weckt – so Rauterberg – in manchen das Bedürfnis, dem unsichtbaren Überall des Netzes ein konkretes, körperlich spürbares Hier und Jetzt entgegenzusetzen. Rauterberg sagt, dass die Gestimmtheit eines Raumes, alles Intuitive, mit dem ein Mensch die Atmosphäre eines Platzes erspüren und sein Gegenüber erfasse, der Wirklichkeit existierender Orte vorbehalten bleibe. Erst im Körper der Stadt, im öffentlichen Raum bekomme der Mensch die eigene Körperlichkeit zu spüren.Im folgenden sind verschiedene Ansätze skizziert, die so oder in ähnlicher Form Ausstellungen beziehungsweise Veranstaltungen von EULENGASSE e.V. formen könnten, die sich mit den jeweiligen Aspekten auseinandersetzen.

»Vom Ich zum Wir«
Gibt es ein Leben nach dem Ich? Das fremde Wir klopft an unsere Türen, begehrt Einlass und Schutz. Unser eigenes territoriales Wir ist bereits heute nicht mehr das, was es gestern noch war. Mehr noch: Es wird es auch nie wieder sein. – Wie es dem fremden Wir geht, wissen Wir nicht. Wollen es vielleicht auch gar nicht. Vielleicht geht es im Grunde nur um das Ich. Jedoch: Das Wesentliche gerät in Vergessenheit: Den Schritt vom Ich zum Wir zu wagen.

»GRENZFALL«
Gibt es bereits Künstler bzw. künstlerische Positionen, die sich mit den sich ausbildenden Ausformungen des zukünftigen sozialen Miteinanders in einer viel-kulturellen Deutschland auseinandersetzen? Es gibt vielerlei Ebenen für die diskursive künstlerische Auseinandersetzung mit Grenzen, Grenzüberschreitung, mit Angst, Aggression, Protest und Widerstand. Eine Ausstellung zu GRENZFALL (im doppelten Wortsinn) könnte aber auch auch mit Horizonterweiterung, Integration und Toleranz künstlerische Antworten geben.

»HEIMAT?«
Was ist das, Heimat? Ein Ort (Territorium), eine Herkunft (Kultur), ein Eingebundensein in eine Gemeinschaft? Oder ist ein Gefühl der Geborgenheit, der Freiheit, der sein zu dürfen, der man ist, ohne Ausgrenzung zu fürchten? Ein zentrales Motiv, das (nicht verwunderlich) mit der aktuellen gesellschaftlichen und politischen Lage eng verknüpft scheint: Die eigene Identität als Unterscheidung zum fremden »Anderen« mit den damit verbundenen Verlustängsten, Abgrenzungen oder möglichen Hoffnungen.

»Drehscheibe«
Der Flughafen gilt als Drehscheibe, die in alle Welt führt. Und die mit Schmierseife bedeckte Drehscheibe aus sportlichen Wettbewerben der siebziger Jahre zeigt den Vorgang sehr drastisch. Während die Töpferscheibe den wunderbaren Vorgang der Formbildung aus der unförmigen Tonmasse ermöglicht. Drehscheibe ist ein positiv zu verstehendes Wort.

»Klimawandel«
Mit dem Begriff Klimawandel soll der Versuch unternommen werden, fünf Aspekte des aktuellen Zustands der Welt in all ihren Facetten zu befragen: der durch den Menschen verursachte Klimawandel in der Natur, der Klimawandel in Bezug auf die Verhältnisse zwischen den Nationen, der Klimawandel für die Flüchtlinge, der Klimawandel in den westlichen Gesellschaften, der durch die digitale Revolution verursachte Klimawandel.

»Gender«
Religion, Ritual und Alltag. In allen drei genannten Lebensfeldern sind wir Menschen Mittelpunkt, und dabei hat das biologische Geschlecht eine wichtige Rolle. Aber auch das »soziale« Geschlecht, die soziale Rolle ist wirkmächtig. Im Rahmen einer Ausstellung soll über Fragen der Geschlechtlichkeit in unserer Gesellschaft und säkularisierten Kultur nachgedacht werden, die doch durchtränkt ist von Ritualen (z.B. des Berufslebens), aber auch von Religion (häufig in romantisierten Fragmenten wie zu Weihnachten) und dominiert ist von einem »organisierten« Alltag.

»Territorium«
Nicht der Raum bestimmt unser Leben, wir bestimmen den Raum, in dem wir leben, Lebensräume, Territorien. Anknüpfend an eine Ausstellung, die im April 2015 in Stockholm gezeigt wurde, sollen nun Raum, Ort und Begegnung vor allem unter geo-politischen Vorzeichen künstlerisch erforscht werden. Mit der Fotografie kann sehr treffsicher nachgewiesen werden, in welcher Form der Mensch von der Stadt Besitz ergreift, wie er sie zu seinem Territorium macht.

Jo Albert sagte: »Die Auflösung von kategorialen Systemen führt zu großer Unsicherheit.«

es ändert sich gerade was – tasten wir uns heran, untersuchen wir doch auf künstlerischem Wege einige Aspekte des oben skizzierten Spannungsfelds. Auch wenn wir dabei nicht erschöpfend sein können. Wir blicken mit kritischem Blick auf dieses virulente tagesaktuelle Thema von Flucht und Vertreibung. Aber wir lassen uns auch distanziert auf andere Fragestellungen ein, die außerordentlich vielfältig sein können, die sich ortlos weiterentwickeln. Und die immer die Frage nach Begegnung aufwerfen.

Im Dez. 2015
Stellvertretend für die kollektive Erarbeitung: Mrs. Velvet G.Oldmine, Almut Aue, Helga Marx, Carolyn Krüger, Brigitte Kottwitz, Klaus Bittner, Vládmir Combre de Sena, Harald Etzemüller.

ICH – Jahresthema 2015*

Porträt, Selbstbildnis, Selbstspiegelung, Selbstverletzung (Bildtafeln, Installationen, Performances) werden unzertrennlich verbunden mit »Ich«. Ist das wirklich so, oder gibt es noch andere Sichtweisen? Viele Ausstellungen haben sich des Themas angenommen. Ist »Ich« wirklich ein ausreichend behandeltes Thema in der Kunst? Oder gibt es noch Potenzial, zeitgenössische Aspekte zu untersuchen und zu verhandeln?

Wir beobachten die mediale Vielfalt des Ich, des unentwegt gespaltenen Ich, und die damit einhergehende Auflösung des Ich, des Individuum.
Was ist das Ich? Wir haben, ohne Anspruch auf Vollständigkeit, einige Gedanken hierzu gesammelt:
Ich, nicht Wir: Eine Zeit der Entsolidarisierung, der Abgrenzung ist zu beobachten. Gleichzeitig gibt es das politische Ich festzustellen, eine Welle der Solidarisierung. Gerade diese Widersprüchlichkeit regt dazu an, sich mit der Thematik künstlerisch auseinanderzusetzen.

Hierzu ist eine Reihe von ca. 8 Ausstellungen geplant, die verschiedene politische, soziologische, philosophische Aspekte des Themas untersuchen und künstlerisch Stellung dazu beziehen. Die Ausstellungen werden ergänzt durch verschiedene Formen der Kunstvermittlung und durch begleitende Veranstaltungen.

Verschlagwortet bildet sich das Jahresthema Ich in folgender verbaler Matrix ab:
Selbst / Wert / Gefühl — Re / Aktion · Mein-Ich — Ich-Meine
Traum, die psychoanalytische Deutungsebene
Der eigene Raum – Der metaphysische Raum (Autonomie und Ich)
Nicht im luftleeren Raum, olfaktorische Sensibilität
Maske, Rolle, Performance · Die sozialen Rollen des Ich
Die Darm/Hirn-Verbindung — Das Geist/Seele Problem
Das performatische Ich — Das multiple Ich
Raum als Einheit — Der eigene Raum — Der Möglichkeitsraum
Ich als Medium — Ich als offene Form

Thematische Annäherungen durch die Mitglieder (Brainstorming):
In dem Maße, in dem ich meine Situation nicht bewerte, wächst der Raum für das andere ich. Man muss sich von sich befreien, sich emanzipieren. — Ich und nicht ich. Yo me amo. Bin ich — und wenn ja, wieviele? Nur im Spiel ist der Mensch sich selbst (Friedrich Schiller).
Ich — ein Kontinuum. Wie geht es Ihnen heute?
Lässt sich das Bewusstsein messen wie die Temperatur? Das Kunstwerk ist eine Abspaltung des Ich. Ich und Goliath. Ich sehe mich als Teil des Ganzen, als Prozess, im Wandel.
Der Tod des Subjekts: Die Maske, das davor und dahinter (Michel Foucault)

Die mannigfaltigen Positionen der Mitglieder und Gastkünstler — Performance, Installation, Bildware, Experimentelles, Selbstversuche etc. versprechen ein komplexes Ich (oder um auf der Metaebene zu sprechen: Über-Ich) zu werden…

*Verschriftlicht von Harald Etzemüller und Cornelia F.Ch. Heier
Download: »Kuratorisches Konzept ICH 2015« (PDF) – Deutsch / English

11 – Jahresthema 2014

»11« eine Zahl, wie jede andere? Ja, aber….

Im ersten Moment wundert man sich, warum eine, warum diese Zahl, im zweiten Augenblick zweifelt man vielleicht, ob 11 überhaupt ein Jahresthema füllen kann, ob nicht Assoziationen hergestellt werden, die in eine nicht intendierte Richtung gehen.

Ausstellungsraum EULENGASSE ist im 11ten Jahr seines Bestehens. Beim Beschluss dieses Jahresthemas waren 11 Personen anwesend und stimmberechtigt. Das scheint Grund genug sich mit 11 zu beschäftigen. Je tiefer mehr man sich mit der 11 beschäftigt, desto mehr Facetten tauchen auf.

11 (früher eilf) bedeutet »Rest eins«. Es ist der Rest, der bleibt, wenn man von 11 (mit den Fingern) zehn abgezählt hat. Hier wird eine Eigenschaft von 11 deutlich: sie liegt dazwischen. Zwischen Zehn (Finger, Zehen) und Zwölf (ein Dutzend, Monaten, Stunden, Apostel…), zwischen der Recheneinheit des Dezimalsystems und der Zahl, die u.a unseren Rhythmus mitbestimmt.

Zwischen kennzeichnet das Vorhandensein von jemandem, einer Sache innerhalb eines durch zwei Begrenzungen markierten Raumes und das Vorhandensein inmitten einer Anzahl, Menge o. Ä.; mitten in; mitten unter. Zwischen kennzeichnet einen Zeitpunkt etwa in der Mitte von zwei zeitlichen Begrenzungen. Zwischen kennzeichnet auch eine Wechselbeziehung und eine Beziehung, in die Unterschiedliches zueinander gesetzt wird.

11 symbolisiert Sünde, Übertretung und Maßlosigkeit. Da die Zehn die vollendete Zahl, das Sinnbild der Vollkommenheit und das Gesetz (die von Gott gegebenen zehn Gebote) ist, stellt die 11 die Überschreitung von beiden dar. Die 11 geht einen Schritt über die vollkommene Zehn hinaus, zur nächsten Sollzahl, der Zwölf, fehlt ihr ein Schritt. Die 11 markiert einen Ausbruch aus einem geschlossenen System.

11 gilt in moderner Numerologie als 1. Meisterzahl, eine Schwingungszahl. Sie ist Summe aus der Eins, der Zahl der Schöpfung und des Willens, und der Zehn, der Zahl des Durchbruchs. Sie symbolisiert Gleichgewicht und Kraft.

11 bedeutet: zwischen gut und böse, Freiheit und Unterdrückung. Damit man nicht laufend zwischen zwei Polen hin- und her getrieben wird, ist ein Neubeginn angesagt.

Aufgezeichnet in den Projektversammlungen von Martina Templin.

POLYVERSUM – ZuKunst

Jahresthema 2013
Der Begriff POLYVERSUM verbindet die ganze Welt »Universum« mit der Vielfältigkeit des kreativen Prozesses.

Die 2013 geplanten Ausstellungen und Veranstaltungen wollen unter verschiedenen Aspekten einen Blick auf diese vielfältigen »Welten« werfen, Grenzen und Kategorisierungen zur Diskussion stellen.

Das Geschlecht in der Kunst
Der künstlerische Schaffensprozess ist vor allem »menschlich«, nicht männlich oder weiblich geprägt. Befragt man die Statistik, sind weibliche Kunstinteressenten bei weitem in der Überzahl, bei den etablierten Kunstschaffenden dagegen kehrt sich das Verhältnis um. (Quelle: Wikipedia / Frauen_in_der_Kunst/Zeitgenössisch)
Daraus hat man lange geschlossen, dass Frauen schöpferisch weniger begabt seien. Jedoch sind im nichtprofessionellen Bereich Frauen in der überwiegenden Mehrzahl kreativ tätig. Heute weiß man, dass die Bezeichnung von sogenannten weiblichen oder männlichen Eigenschaften weit mehr von gesellschaftlichen Traditionen abhängig ist, als von angeborenen geschlechtsgebundenen Fähigkeiten.
Die Polarität der Geschlechtlichkeit wird zunehmend in Frage gestellt. Es existieren viele Zwischenbereiche bei den Geschlechtern.

Die Vernetzung der Künste
Das POLYVERSUM umfasst in seiner ganzen Bandbreite die bildenden Künste Malerei, Skulptur, Zeichnung, Installation, Photographie, Video mit den Sprachkünsten Poesie, Prosa, Drama, Satire, Theater sowie die Körperausdruckskünste des Tanzes. Wie die Verästelungen eines Pilzgeflechts verbinden sich die Künste in der »ZuKunst«.

Kunstschaffende und ihre »Welten«
Jeder, also auch der Kunstschaffende, lebt in seinem eigenen Mikrokosmos.
Alles, was er wahrnimmt, wird von ihm interpretiert, gefärbt, mit Bedeutung angefüllt, und zwar aus seinem ganz individuellen Kontext (Kultur, Erziehung, persönliche Erlebnisse usw.) und bewertet. Die Kunst ist der einzigartige Ausdruck dieser Erfahrungen und vermittelt zwischen der Welt des Kunstschaffenden und des Betrachters. Das POLYVERSUM verbindet alle diese Welten.

Kunstschaffende und Kunstmarkt
Die Auswahlkriterien im Kunstmarkt haben sich in den letzten Jahrzehnten geändert. Die ehemals bestehende Verbindung zwischen dem Künstler in seinem Atelier und dem Kunstpublikum ist durch die Macht der Kunst-Institutionen getrennt worden. Museum, Galerie, Kunstverein, Kunstmesse, Art-Consultant, Kritiker und Kuratoren haben sich dazwischengeschoben und den Kunstmarkt gebildet. Insbesondere sind die Kuratoren in den Vordergrund getreten und bestimmen maßgeblich, was die Zeitgenössische Kunst ist. Heute ist ein Großteil aller Kuratoren weiblich – insofern hat auch der weibliche Einfluss auf die Auswahlkriterien deutlich zugenommen. Die Auswirkungen dieser Entwicklung für die »ZuKunst« sollen hier betrachtet und diskutiert werden.

Aufgezeichnet in den Projektversammlungen von Brigitte Kottwitz, Carolyn Krüger, Helga Marx. Redaktion von Harald Etzemüller.

OMNIBUS

Jahresthema 2012
Koordinaten, Positionen, Orte markieren das Öffnen von Wunderkammern künstlerischer Welten.

Der OMNIBUS zeichnet auf seiner »Fahrt« transitorische Koordinaten auf. Step by Step nähert man sich einzelnen Stationen der Kunst, die tradierte Seh-, Hör- und Denkgewohnheiten hin zu neuen Orten der Wahrnehmung und Empfindung führt.

Die 2012 geplanten Ausstellungen stellen die einzelnen Stationen dar, die sich in der metaphorischen Figur des Unendlichkeitszeichens bewegen und jeweils einen neuen Schritt (Passus) markieren.

Jede Haltestelle des Omnibusses, korrespondierend mit der thematischen Idee für die jeweilige Ausstellung – etwa »Tabu«, »Zauberkammer«, »Chaos«, »Risiko«, »Dehnübungen«, »Transit« etc. – stellt einen Schritt in Richtung einer neuen künstlerischen Position dar, wobei die achtförmige Figur für ständige Bewegung steht. Im Mittelpunkt dieser Bewegung befindet sich die Raststätte, der ausstellungsraum EULENGASSE als Ruhepol, in dem Künstler wie Besucher vorübergehend innehalten und verschnaufen können, um hernach, durch freundliche Atmosphäre und Gastlichkeit erquickt, ihren begonnen Weg im Omnibus fortzusetzen.

Der Eintritt ist frei. Auch Sonderfahrten in alle Richtungen sind denkbar und planbar. An den äußersten Polen sind auf der einen Seite die Einsicht (Ausstellung für Mitglieder) und auf der anderen Seite die Aussicht (Nicht-Mitglieder, eingeladene Gäste) angesiedelt.

Daraus leitet sich die zunächst scheinbar gegebene Gegensätzlichkeit Individuum – Gesellschaft ab, welche im diskursiven Prozess möglicherweise aufgehoben wird.

Kunst wird während der »Fahrt« im Omnibus, einem Fortbewegungsmittel FÜR ALLE (lat: omnis = alle, alles) vom Passagier (ursprünglich aus lat.: passus: Klafter, Schritt) im »Vorüberfahren« wahrgenommen. Sowohl die sinnliche Wahrnehmung als auch der vernetzte und wünschenswerterweise kontroverse Diskurs über dieselbige werden im Unterbewussten, auf der »Inneren Festplatte« eines Jeden abgespeichert. Aussicht geht in Einsicht über; es weitet sich der alltägliche Raum zu noch unbekannten künstlerischen Räumen und Zauberkammern, die den verengten Blick möglicherweise öff-nen hin zu einem erweiterten Bewusstsein für gesellschaftliche Veränderung.

Um mögliche Verwirrungen und chaotische Verstrickungen zu bändigen, steht am Ende als Metapher das »System Pax«, ein Sicherheitspatch für Computer-Speicherseiten, um den Systemkern zu schützen.

05.11.2011
Eine Verbalisierung von Almut Aue und Vládmir Combre de Sena
Download: »Kuratorisches Konzept OMNIBUS 2012« (PDF)

PERSPEKTIVWECHSEL

Jahresthema 2011

Nach 2008 KRISE, 2009 ZU HAUSE und 2010 ZU GAST suchen wir 2011 PERSPEKTIVWECHSEL möglich zu machen…

»Das Alte aufgeben und abschließen. Das Neue empfangen. Eine Entscheidung treffen und dann beginnen.«

Jeder Perspektivwechsel macht unsere Welt reicher und vollständiger. Wir werden Andere, wir verändern die durch das soziales Umfeld, Bildung, Erziehung etc. geprägte Matritze in unseren Köpfen, die ihre Berechtigung hat, aber eben nicht für immer. Verwerfen wir, durch innere Notwendigkeit, alte Denkmuster und Gewohnheiten, wachsen wir. Download: »Kuratorisches Konzept Perspektivwechsel 2011« (PDF)

ZU GAST

Ausstellungsthema 2010

EULENGASSE stellt sich immer ein Jahresthema, zu dem die Ausstellungen und Veranstaltungen Bezug nehmen: 2008 »KRISE«, 2009 »ZU HAUSE«.

Seit seiner Gründung im Herbst 2003 bis Ende 2009 hat EULENGASSE als gemeinnütziger Verein einen Ausstellungsraum in der Eulengasse 65 betrieben. 2010 war EULENGASSE auf der Suche nach neuen Räumlichkeiten: In unserem Selbstverständnis ist ein Ausstellungsraum Plattform für Künstler und Interessierte an zeitgenössischer Kunst und Kultur.

Also hat EULENGASSE in jenem Jahr aus der Not eine Tugend gemacht und ist auf Grund der vielzahligen Einladungen von Künstlern, anderen alternativen Ausstellungsorten, Kunstvereinen und Galerien »ZU GAST«.

EULENGASSE hat keine programmatische Ausrichtung, sondern ist offen für die unterschiedlichsten persönlichen Sichtweisen auf zeitgenössische Kunst und Kultur. Der Verein ermöglicht so auf verschiedene Arten Kunst zur Diskussion zu stellen, Kontakte zwischen unterschiedlichen Künstlern zu befördern und zwischen Künstlern und Öffentlichkeit herzustellen.